„Mit Vergnügen gedenke ich meines lieben Hamburgs …“
Das Mitgliedertreffen der Weber-Gesellschaft in Hamburg vom 26. bis 28. Oktober 2012
In herbstlicher Färbung und mit schon kühleren Temperaturen begrüßte die Hansestadt Hamburg im Oktober die zahlreich angereisten Mitglieder der Weber-Gesellschaft. Nach dem Treffen im vorangegangenen Jahr in Dresden, das von einem wissenschaftlichen Symposium begleitet wurde, war die diesjährige Zusammenkunft wieder mehr auf den informellen Austausch unter den Teilnehmern und die Erkundung der gastgebenden Stadt ausgerichtet. Einen wesentlichen Anteil an dem überaus gelungenen Jahrestreffen hatten die Mitglieder Alfred und Käthe Haack, denen es durch ihre Organisation gelang, ihre Heimatstadt in einem überaus sympathischen und kulturell vielfältigen Licht zu präsentieren.
Das gemeinsame Wochenende wurde am Freitagabend mit einem Konzert in der Hochschule für Musik eröffnet, das eigens zum Besuch der Weber-Gesellschaft anberaumt worden war. Im Mittelpunkt der gut besuchten Veranstaltung, die maßgeblich von Studenten der Gesangsklasse Prof. Yvi Jänicke (Alina Behning, Freja Sandkamm, Geneviève Tschumi und Julian Rohde) bestritten wurde, standen Webers Zehn Schottische Nationalgesänge (mit Sönke Grohmann – Flöte, Thomas Reif – Violine, Niklaas Zylmann – Violoncello, Katerina Moskaleva – Klavier), sein Trio für Flöte, Violoncello und Klavier (Claudia Burfeid Castellanos – Flöte, Ann-Katrin Eisold – Violoncello, Katerina Moskaleva – Klavier) sowie die von Robert Schumann vertonten Gedichte der Maria Stuart von Friedrich Schiller (Geneviève Tschumi – Mezzosopran, Seung Yeon – Klavier). Anlass für die von Prof. Dr. Gerhard Allroggen gemeinsam mit Frau Prof. Jänicke initiierte Aufführung der Schottischen Nationalgesänge war deren Veröffentlichung im Rahmen der Weber-Gesamtausgabe. Der Editionsleiter der Weber-Gesamtausgabe, Prof. Dr. Joachim Veit, ergriff aus diesem Grund die Gelegenheit und überreichte dem Herausgeber der Ausgabe Prof. Allroggen ein noch druckfrisches Exemplar des stattlichen Bandes.
Der Samstag begann mit einer Stadtführung. Familie Haack hatte eine Route vorbereitet, die von den ältesten Gebäuden rund um den ,Michel‘, der Kirche St. Michaelis, bis in die Gegenwart, zur Hafencity führte, in deren Mitte die imposante Elbphilharmonie die Teilnehmer nachhaltig beeindruckte. Eine Rundfahrt durch den Hafen bot anschließend eine guten Einblick in die eigentliche ,Mitte‘ der Stadt.
Am Nachmittag referierten Dagmar Beck und Frank Ziegler über Webers Verbindungen zu Hamburg. Kenntnisreich und mit zahlreichen erhellenden Details machten die beiden Referenten das Verhältnis der Familie Weber zu Hamburg deutlich, schilderten aber auch, wieso es nicht zu einer engeren Beziehung kam. Nach der daran anschließenden Mitgliederversammlung folgte um 18 Uhr ein Gesprächskonzert des Mitgliedes und Flötisten Martin Karl-Wagner, der zusammen mit der Geigerin Juliana Soproni, der Pianistin Inessa Tscherepanov und dem Fagottisten Klaus Liebetrau zahlreiche Werke Webers in Original und Bearbeitung aufführte und jeden Programmpunkt informativ einleitete. Das folgende gemütliche Zusammensein, das Gelegenheit bot, die Eindrücke des Tages im Gespräch zu vertiefen, beschloss den Tag.
Einen weiteren Höhepunkt des an beeindruckenden Erlebnissen nun fürwahr nicht armen Treffens bot der Sonntagvormittag. In einer vom Kurator Olaf Kirsch höchstpersönlich geführten Tour durch die umfangreiche Kollektion der Tasteninstrumente des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe erfuhren die Teilnehmer wichtige und informative Details zur Geschichte der Klavierinstrumente und insbesondere zu den Instrumenten der Weber-Zeit. Da die Sammlung das Ziel verfolgt, die Instrumente selbst in auch spielbarem Zustand zu halten, endete die Jahrestagung der Weber-Gesellschaft mit aufschlussreichen Klangbeispielen, die einen Eindruck davon gaben, wie Webers Klaviere geklungen haben müssen.
Mit Webers Worten in einem Brief an Friedrich Ludwig Schmidt in Hamburg vom 4. März 1821 lässt sich somit durchaus zutreffend resümieren: „Mit Vergnügen gedenke ich meines lieben Hamburgs, und hege sehr den Wunsch es einmal auf längere Zeit zu besuchen.“
Markus Bandur